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Lebensdauer von Brillengläsern verlängern

 

Frage:

Ich habe eine Brille mit entspiegelten Gläsern. Nun häufen sich immer mehr Bereiche, wo ich nur noch wie durch Wolken hindurchsehe. Alles putzen hilft nichts. Muss ich mir nun neue Gläser kaufen, oder kann man die Gläser noch irgendwie retten?

Antwort:

Für den allerhäufigsten Fall, wo die Gläser aus Plastik sind und nicht aus Glas, ist sehr häufig die Entspiegelungsschicht das Problem. Sie besteht üblicherweise aus Metalloxid-Partikeln, die durch elektrostatischen Beschuss aufgebracht worden sind. Wenn sie nun zerkratzt oder abgerieben wird, kann die Sicht getrübt werden. Es kommt auch noch dazu, dass das Plastik sich unter Wärmeeinfluss verformt, beispielsweise wenn die Brille in der Sonne liegt, und dann die Metalloxid-Partikel quasi abgestossen werden. Diesen Fall kann man daran erkennen, dass kreisrunde Bereiche wie Mondkrater frei von der Entspiegelung sind. Wenn man die Brille unter einer starken Lichtquelle anschaut, zB. unter einer LED-Taschenlampe, sieht es ähnlich aus, als wäre das Plastik geschmolzen. Die gute Nachricht ist:

Dies kann zuhause für wenige €/CHF/£/$ repariert werden.

Die Reparatur geschieht so, dass man die Entspiegelungsschicht als ganzes entfernt. Man hat dann zwar eine minimal verringerte Entspiegelung, aber dafür wieder eine total klare und transparente Sicht. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann man problemlos auf die Entspiegelungsschicht verzichten (sie war ja auch nur eine Option beim Kauf).

Voraussetzungen

  • Die Brillengläser müssen aus Plastik sein, NICHT aus Glas! Dies ist aber bei den allermeisten Gläsern der Fall (entgegen dem Namen).

Hilfsmittel

  • Glasätzmittel oder Schwefelsäure, in minimaler Menge, im Netz bestellbar für ca. 3 €/$/CHF
  • Wattestäbchen (Ohrenstäbchen)
  • Ev. eine Handcreme
  • Plastikhandschuhe oder Medizinalhandschuhe
  • Irgendein Untersatz aus Plastik, zB. ein Glacékübel-Deckel oä. Achtung, Porzellan oder Glas ist nicht geeignet.

Ablauf

  1. Brille mit Aussenseite nach oben auf den Untersatz platzieren.
  2. Vorsicht, Glasätzmittel ist eine starke Säure. Keinesfalls mit Aluminium oder anderen unlackierten Metallen in Kontakt bringen. Wenn Sie ein Metall-Brillengestell ohne Lackierung haben, crèmen Sie den Rahmen um die Gläser zuerst mit einer Handcrème ein. Ein Wattestäbchen eignet sich ganz gut dazu.
  3. Ein paar Tropfen des Glasätzmittels auf die Aussenseite des Brillenglases tropfen. Es könnte etwas nach Schwefel zu riechen beginnen.
  4. Mit einem Wattestäbchen den Tropfen auf dem ganzen Glas verteilen, besonders bis an die Ränder. Es kann zeitweise einen weissen Schleier geben.
  5. Nach 10-20 Sekunden sollte sich die violette Enspiegelungsschicht aufgelöst haben und nur noch das weissliche Plastik zu sehen sein. Unter den laufenden Wasserhahn halten und die Säure abspülen. Brille trocknen.

In der Regel sind übrigens die Probleme nur auf der Aussenseite der Gläser, eher selten auch auf der Innenseite. Falls nötig kann man dasselbe auch noch mit der Entspiegelung auf der Innenseite machen.

Resultat

Die Brille ist wieder wunderbar durchsichtig, wie direkt nach dem Kauf. Preislich um Faktoren billiger als der Kauf neuer Gläser.

Putztipps

Noch so nebenbei: Die richtige Behandlung der Brillengläser verlängert die Lebensdauer erheblich. Wichtig ist es zu wissen, woher die Kratzer überhaupt kommen:

  • Staubpartikel können sich auf den Gläsern ansammeln. Einerseits kleben sie an den Fettrückständen von Berührungen, andererseits haften sie durch die statische Aufladung, die durch das Reiben beim Putzen entsteht. Staub ist letztlch eine Mischung von Abrieb, der aus vielfältigen Bestandteilen zusammengesetzt ist. Jeder Bestandteil, der härter als die Oberfläche der Gläser ist, kann beim Reiben mit einem Tuch Kratzer verursachen. Darum ist es wichtig, dass man die Gläser vor dem Reiben staubfrei macht, beispielsweise durch ein starkes Blasen von Luft mit dem Mund auf die Gläser. Danach hilft das Anhauchen mit Ausatmungsluft, um eine Dampfschicht darauf zu erzeugen, die beim Putzen mithilft. Prinzipiell wäre es noch besser, die Gläser gleich unter dem Wasserhahn zu reinigen, auch unter Zuhilfenahme von Seife, jedoch ist dies vielfach zu umständlich und zeitraubend.

  • Für die Gläser gefährliche Staubpartikel sammeln sich gerne in den Tüchern an, die zum Putzen verwendet werden. Man sollte diese vor dem Putzen stark schütteln, um so viel wie möglich davon loszuwerden. Des weiteren sollte man sie entweder häufig waschen, und zwar mit Seife um das Fett loszuwerden, oder von Zeit zu Zeit ganz ersetzen. Mikrofasertücher eignen sich sehr gut als Ersatz.

  • Die restlichen Kratzer stammen, wie eh schon klar, von Kontakten mit anderen Gegenständen, beispielsweise wenn die Brille mal runterfällt oder auf die Gläserseite abgelegt wird. Dagegen kann man auch nicht viel machen, ausser sich vorzustellen, dass die Brille ein kleines Kätzchen wäre, und sie so zu behandeln (:-)



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