Atlas Informatik How-To

Lüfter für die Dreambox

 

Frage:

Was kann man machen, wenn die Dreambox ständig sehr heiss ist und das eingebaute Laufwerk (SSD / HD) schnell kaputt geht?

Antwort:

Ich habe eine Dreambox 900 (dm900) und nach nur 6 Monaten war meine SSD vom Typ Samsung 870 EVO 2TB nicht mehr ansprechbar. Sie zeigte nur noch "Unbekanntes Gerät" im Geräte-Kontrollfeld. Total unbrauchbar. Nach so kurzer Zeit sollte das nicht passieren. Samsung verspricht sogar 5 Jahre Garantie auf dieses Produkt. Entweder war es bei mir nur ein riesen Pech oder, was mir aufgefallen ist, dass die Dreambox sehr heiss wird. Sie hat ja einen recht leistungsfähigen Prozessor, aber dennoch nur einen grossen Kühlkörper ohne Kühlrippen. Wenn man im Netz liest, gibt es manche Leute, die finden, dass die Temperatur an der Obergrenze für Elektronik ist. Wenn man dann noch eine SSD reinbaut, die selber auch nochmals Hitze produziert, kann man sich fragen, ob das vielleicht die Ursache gewesen sei. Im Netz findet man ein paar Berichte von Leuten, bei denen sogar 2 SSDs nach kurzer Zeit kaputtgegangen sind. Auch gibt es professionelle Reparateure, die viele Samsung EVO zur Reparatur bekommen. Ich wollte mich aber nicht darauf verlassen, dass es "wohl nicht an der Temperatur liegt". Ich hatte noch einen alten Intel-Prozessor-Ventilator rumliegen, also kam ich auf die Idee, einfach diesen reinzubauen. Sicher ist sicher. Er sollte nur mir langsamer Drehzahl laufen, um Geräusche zu vermeiden. Und das Resultat war erstaunlich: Einfach zu machen und billig. Darum hier die Anleitung zum Nachmachen.

 

Voraussetzungen

  • Sicherstellen, dass der Fan-Anschluss innerhalb der Box (s. Bild unten) Strom hat. Zwischen erstem Pin (schwarz, GND) und zweitem (gelb) sollte ca. 12 Volt anliegen. Bei älteren Dreambox-Images (Box-Software) kann dieser Anschluss noch abgeschaltet sein. Dann sollte man zuerst mal googeln, welches Image (=Firmware) oder Addon man einspielen soll. Ich benutze beispielsweise das NewNigma2-Image von 2023, bei welchem der Anschluss eingeschaltet ist.

    Sollte man dies nicht hinkriegen, kann man wohl auch einfach das schwarze und gelbe Kabel des Fans an GND und 5V anschliessen. Ich habe mit 5V getestet und der Fan hat wie gewünscht schön langsam gedreht. Wo man die 5V (oder wem das zu langsam ist, 12V) abgreifen kann, habe ich im Netz bei diesem Bild gefunden, aber ohne jedwelche Gewähr (nicht getestet):



Benötigtes Material

  • Intel-Prozessorkühler. Andere Produkte könnten auch gehen, kommt auf die Höhe an. Je flacher desto besser. Meiner ist jedenfalls ein intel E97378-001, CNDP453Q10 DTC-DAA15, 12VDC 0.60A, DELTA. Anschluss ist ein 4-Pol-Stecker mit Farben schwarz-gelb-grün-blau, der als kompatibel mit Anschluss 1155/1156 beschrieben wird. Abmessungen 32L x 92B x 92H Millimeter. Vom Preis her is Intel sehr teuer. Es ist daher von Vorteil, wenn man noch einen gebrauchten Fan rumliegen hat oder kaufen kann, oder billigere Produkte zur Auswahl hat. Die Höhe ab Ring sollte einfach nicht mehr sein als ca. 58 mm.



  • Zwei ca. 30 cm oder längere Kabelbinder.

 

Benötigte Werkzeuge

  • Kreuzschlitz-Schraubenzieher

  • Säge für Plastik oder Holz

  • Feile für Plastik oder Holz oder Schmirgelpapier

Schritte

  1. Wegnehmen des metallenen Kühlkörpers vom Kühler. Dazu die 4 Haltelaschen etwas nach aussen drücken, dann geht es sehr einfach.

  2. Absägen der 4 Beine direkt an ihrem Ursprungsort, sodass der Ring danach flach liegen kann.



  3. Absägen der 2 Plastikwände, die noch aus dem Ring herausstehen

  4. Mit einer Feile oder Schmirgelpapier den Ring flach feilen, sodass er auf dem Tisch flach aufliegt

  5. Beim weissen 4-Pol-Stecker diejenigen Führungsplastikteile auf der einen Seite mit einem scharfen Messer oder Skalpell abschneiden, die das Einstecken verhinden (Schwarz muss nach links zeigen). Alternativ kann man sie auch abfeilen.



  6. Die Box ausschalten, Strom ausziehen, mit der Front zu sich zeigend aufschrauben und den Ventilator auf den schwarzen Kühlkörper in der Mitte legen. So drehen, dass eine Strebe, die zum Motor oben geht, an der Seite nach links zeigt, die andere nach rechts.

  7. Einen Kabelbinder nehmen und beim Kühler um die linke Strebe führen, dann um die hintere diagonale Querstrebe des Dreambox-Gehäuses, aber locker lassen, noch nicht festzurren. Der Kopf des Kabelbinders sollte innen irgendwo sein, nicht an der Seite.

    Danach dasselbe machen mit einem Kabelbinder um die rechte Strebe rüber zur vorderen diagonalen Querstrebe an der rechten Seite (siehe Bild). Auch hier wieder, der Kopf sollte im Innern sein.

    Nun beide Kabelbinder mehr und mehr anziehen, sodass der Fan in Position gehalten wird. Das dicke schwarz-rote Kabel oben sollte unter dem Fan durchgehen. Vorsicht vor den Kanten der Querstreben, die sehr scharf sein können. Wir empfehlen, sie vorher etwas abzufeilen oder abzuschmirgeln. Den Rest der Kabelbinder abschneiden.



  8. Den Stecker am Anschluss unten vorsichtig einstecken. Darauf achten, dass das schwarze Kabel links ist und alle 4 Pins Kontakt haben (der Stecker nicht etwa versetzt ist):


Resultat

  • Die Temperatur im Innern hat sich stark vermindert. Man kann sie im Box-Menu 'Menu->Informationen->Über' ablesen oder auch durch folgenden Linux-Befehl:

     

    >cat /sys/class/thermal/thermal_zone0/temp

Die Zahl ist Temperatur * 1000. Vorher hatte ich mal über 60° gemessen, jetzt sind es nur noch 46° im Standby und max. 51° beim Filme schauen. Sie ist jetzt im normalen Bereich für Hardware, wo die Hardware lange funktionsfähig bleiben kann.

  • Die Lösung ist leise und stromsparend. Der Fan dreht relativ langsam, am unteren Ende des Drehzahlbereichs, und ist dadurch extrem leise und stromsparend. Man hört praktisch nichts, nicht mal in der Nähe. Der Fan läuft aber auch im Standby-Zustand der Box, wird also nicht abgeschaltet. Nur wenn man die Box ganz herunterfährt, geht er aus.

  • Kühle Luft wird von oben durch die Lüftungsschlitze angesaugt und nach unten auf den Kühlkörper des Prozessors gedrückt. So kühlt sie indirekt auch alles andere im Innern.

  • Ein internes Laufwerk wird ebenfalls mitgekühlt. Es hat ja unterhalb des Laufwerk-Halters ein grosses Loch, wo die kühle Luft ans Laufwerk rankommen kann. Auch die Plastikschublade hat extra ein paar grosse Lüftungslöcher.

  • Der Stecker passt perfekt, und die Stromversorgung ist auch für einen Fan konzpiert worden. Bei Fans muss man ja generell an Spannungsspitzen denken, die beim Ausschalten kurzzeitig auftreten können. Von der Theorie her handelt es sich ja prinzipiell um eine grosse Spule, und diese haben einfach diese Induktions-Charakteristik. Die Logik auf der Platine ist aber speziell dafür ausgelegt.

  • Die Höhe des Kühlers ist gerade noch klein genug, sodass das Gehäuse bündig abschliessen kann. Man muss nichts verbiegen.

  • Es ist eine extrem kostengünstige Lösung, speziell wenn man noch einen alten Prozessorkühler irgendwo rumliegen hat. Sonst sind diese sehr günstig gebraucht zu kaufen.

  • Es braucht praktisch nichts an zusätzlichem Material wie elektronische Bauteile, man muss nichts bestellen

  • Es muss rein nichts gelötet werden. Das reduziert das Risiko auf Null.

  • Es ist eine extrem schnell durchführbare Lösung. In 30 Minuten kann man das schaffen.

  • Man kann diese Lösung bei Bedarf wieder rückstandslos entfernen und sogar einfach in eine andere Dreambox rübernehmen.

     

Wenn man noch keine Dreambox hat

Die Dreambox wurde mehrere Jahre lang als die beste Box für das Schauen von Live-TV mit Aufnahmefunktion und Abspielen von Videos gekürt. Die Kosten sind mit weniger als 400 €/CHF gering. Wir lieben diese Box. Zur Ergänzung der Filme mit Untertiteln haben wir deshalb auch die Software Atlas Subtitler programmiert. Sie ist inzwischen auf mehr als 1500 PCs weltweit installiert. Auf dieser Seite hier steht eine Anleitung, wie man eine Dreambox von Grund auf in Betrieb nimmt.

     

 

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