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Strom immer und überall

 

Frage:

Wie kann man immer und überall 230V bzw. 110V Strom haben?

Antwort:

Strom ist in unserer Gesellschaft in der heutigen Form einfach nicht mehr wegzudenken. Wir sind durch deren Nützlichkeit extrem davon abhängig geworden. In den modernen Gesellschaften hat man kaum je Stromausfälle mehr, jedenfalls nicht in den bebauten Gebieten. Geht man aber etwas ins abseits, zB. in den Garten oder wild Campieren, bekommt man diese Abhängigkeit plötzlich wieder zu spüren. Insbesondere in Gegenden oder Ländern mit überirdischen Stromleitungen passiert es immer wieder, dass ein Stromunterbruch auftritt. In all diesen Fällen wäre man froh, man hätte einfach ein Kilowatt zur Hand. Und nun die gute Nachricht: Das gibt es! Es gibt so ein kleines chinesisches Wunderding, einen tragbaren Stromgenerator, der mit Benzin betrieben wird. Das Gerät ist nur 20 kg schwer und unter 40 cm im Kubik klein:

Tiger Generator

Dieses Gerät gibt es in diversen Läden und Online-Shops auf der ganzen Welt, jeweils "branded", dh. unter dem Namen der jeweiligen Importfirma. In den USA heisst es beispielsweise "Chicago", "Storm Cat" oder "PowerPro" , in den Phlippinen "Lotus", in China "Tiger" usw. Es gibt davon drei Varianten mit unterschiedlicher Leistung, das TG650, TG950 und TG1000. Sie haben einen Tank mit 4 Litern, was sie ca. 5-6 Stunden am Laufen hält. Es gibt mehrere Varianten, solche mit einem einzelnen Ausgang mit einer 230 Volt oder 110 Volt Wechselstrom-Steckdose und auch solche mit mehreren Steckdosen. Manche haben noch zusätzlich einen 12 Volt Gleichstrom-Ausgang.

Ich habe für Interessierte hier einmal die Betriebsanleitung von meiner Variante gescannt (230V & 12V), da ich sie nirgends auf dem Netz gefunden habe:

Tiger Portable Gasoline Generator TG650 TG950 TG1000 Operation Manual

Die Kosten sind sehr attraktiv: In den USA wird so ein Gerät für ca. 79$-120$ vertrieben, in anderen Ländern kann es schon einmal bis zu 180 €/$ kosten. Man kann das einmal mit einer Stromversorgung durch Batterien vergleichen: Schon eine einzelne Autobatterie schlägt mit über 70$ zu Buche. Für unseren Anwendungsfall sollte man sowieso nicht Bleisäurebatterien verwenden, sondern tiefentladungsfeste, dh. Gel oder AGM, also das, was in den Solarbatterien drin ist. Diese kosten aber ca. 150$ oder noch mehr. Nimmt man noch den Inverter auf die Rechnung, der aus den 12V Gleichstrom 230V bzw. 110V Wechselstrom macht, kommen nocheinmal 100-200$ dazu. Das Resultat ist, dass man für kurze Zeit wenig Strom geliefert bekommt und man die Batterien alle paar Jahre für viel Geld ersetzen muss. Der Generator ist also kosten- und leistungsmässig klar im Vorteil, speziell dann, wenn er nur sporadisch eingesetzt wird.

Hier noch ein wichtiger Hinweis: Die Ausgangsspannung kann etwas schwanken, wenn die Last unter 100W fällt, und auch, wenn starke Verbraucher zu- und weggeschaltet werden. Man sollte vorsichtig sein mit Geräten, die empfindlich darauf sind. Zum Ausgleich empfehle ich, es an ein USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) anzukoppeln. Es macht einen sehr guten Job beim Stabilisieren der Spannung.

Solche Geräte kosten auch nicht viel, gegen 150 $/€/CHF für bis zu 1000W, und man erhält als Bonus für PCs und Videoboxen einen konstanten Schutz vor kurzen Stromunterbrüchen und Blitzschlägen.

Ich habe den Generator besonders zu schätzen gewusst, als unser Gebäudekomplex den Strom für etwa 7 Stunden wegen Leitungsreparaturen abschaltete. Ausnahmsweise war es diesmal eine angekündigte Abschaltung. Bei solch langandauernden Stromausfällen gab es keine Chance, dass meine Sachen im Gefrierfach des Kühlschranks unbeschadet bleiben würden. Gemäss meinen Beobachtungen dauerte es höchstens 3 Stunden, bis das Speiseeis darin zu schmelzen begann. Also habe ich den Kühlschrank an den Ausgang meines 1500-Watt-USV angeschlossen, und es hat problemlos funktioniert. Das USV hat nicht einmal mit den Wimpern gezuckt, das Display zeigte nur geringen Stromverbrauch an. Nach etwa 20 Minuten hatte das Gefrierfach wieder seine normale Temperatur erreicht und der Generator konnte abgeschaltet werden. Am Ende kann man sagen, dass der Generator den Tag gerettet hat (zusammen mit allem anderen im Kühlschrank).

So ein Notstrom-Generator hat auch ein paar Nachteile:

  • Es fehlt ein Überwurf, der es gegen Regen schützen würde
  • Das Gerät mieft konstant eine Spur nach Benzin. Man sollte es in einen Plasticsack einhüllen, in einer Box aufbewahren oder zumindest an einem luftigen Ort lagern. Überwürfe können online gekauft werden unter dem Stichwort "furniture cover" oder man kann einen Müllsack grösster Grösse verwenden. Aber seien Sie gewarnt, der Müllsack löst sich im Laufe der Jahre auf, vielleicht wegen der UV-Strahlung des Sonnenlichts oder wegen der Benzindämpfe. Er sah ausgetrocknet aus und brach in Stücke.
  • Während des Betriebs knattert er laut wie ein Mofa. Ich habe 84 dB gemessen direkt daneben und 80 dB in ein paar Metern Abstand. Ich empfehle, eine mindestens 20 Meter lange Kabelrolle irgendwo bereit zu halten.
  • Während des Betriebs pustet er eine Menge Abgase in die Luft. Keinesfalls irgendwo im Innern betreiben, auch nicht in einer offenen Garage.

Den Nachteilen gegenüber steht eine ständig und überall verfügbare Stromversorgung in der Höhe von ca. 600 bis 1300 Watt (je nach Modell). Damit kann man problemlos einen Kühlschrank, einen PC mit Monitor, einen TV mit Verstärker, eine Videobox, diverse Lampen und jede Menge Handy-Ladegeräte gleichzeitig laufen lassen. Hat man noch zusätzlich einen Benzinkanister, kann man dies praktisch beliebig lange durchhalten. Stromausfälle infolge eisiger Kälte oder schwerer Stürme können einem nichts mehr anhaben, definitiv auch ein psychologischer Vorteil. Arbeiten an einem abgelegenen Ort sind nun kein Problem mehr, zB. Sägen, Bohren, Fräsen und Löten. Das Laden einer leeren Autobatterie ohne Steckdose in der Nähe wird jetzt plötzlich möglich und Strom für eine Kühlbox, Lampen und die Ladegeräte bei einem Campingausflug hat man auch noch gleich mit drin.

 

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