Atlas Informatik How-To

Pimp My Akkuschrauber

 


Vor kurzem gingen beim meinem (zugegebenermassen älteren) Akku-Bohrschrauber Black&Decker® VP7251C die Lichter aus. Oder anders gesagt: Die VersaPak™-Akkus hatten ihre Lebensdauer überschritten. Nicht nur das, sondern sie verursachten auch noch, dass das Ladegerät durchbrannte.

Als gelegentlicher Heimwerker hat man natürlich sofort den Gedanken, wie man den noch voll funktionstüchtigen Schrauber retten könnte. Das Ladegerät zu ersetzen wäre ja noch einfach. Aber die Akkus waren Black & Decker® proprietär. Bei Recherchen im Internet fand ich heraus, dass ein einzelner Original-Akku ca. 75 CHF kosten sollte. Es gab auch "Generika", welche dann "nur" 15 CHF kosten sollten. Und das noch ohne Versand. Da könnte man ja gleich einen neuen Akkuschrauber kaufen. Aber diese Wegwerf-Mentalität ist nicht so mein Ding.

Bei der Recherche bin ich dann auf das YouTube-Video "Black & Decker Versa Pak Pimpen" gestossen. Vielen Dank an die Autoren, ihr habt mir sehr geholfen!

Das Prinzip habe ich nun auch bei mir durchgeführt. Hier die Infos dazu, damit es auch bei euch ein Erfolg wird:

Ich brauchte also zuerst mal 2 Li-Ionen-Akkus und ein Ladegerät. Ich entschied mich für dieses Akku-Set mit Lader plus Schweizer Steckerzusatz (soll keine Werbung sein, es gibt viele andere). Kostenpunkt: ca. 15 CHF.

Tipp: Dieser Lader hat separate Ladeelektroniken für jeden Akku. Da die Bestimmung des Ladeendes bei Li-Ion-Akkus wichtig, aber auch etwas kompliziert ist, sollte man keinesfalls einfach mit einem simplen Netzteil laden. Gründe dafür siehe hier.

Ach ja nochwas: Vergesst die Beschriftung der Akkus. Die mAh-Angabe ist schlicht übertrieben gross. Dx hingegen sagt die Wahrheit in der Artikelbeschreibung. Die messen das sogar in ihrer eigenen Werkstatt, bevor sie es in die Webseite schreiben.

Was ich auch erst später rausgefunden habe: Als Ersatzakku eignen sich bei dieser Maschine nur Unprotected Akkus. Diese haben keinen Schutz gegen Überstrom drin. Offenbar braucht der Akkuschrauber bei hoher Drehzahl etwas mehr Strom als die Sicherheitsschaltung freigibt. Bei mir hat die fehlende Schutzschaltung jedenfalls nie zu einem Problem geführt.

Da ich keine Flex hatte, kaufte ich mir einen Trennscheibeneinsatz für die Bohrmaschine. Kostenpunkt auch ca. 15 CHF.

Um die neuen Akkus reinzumachen muss man zuerst mal die schwarzen Plastikkappen abmachen. Die sitzen sehr fest. Mit einem Feuerzeug oder Fön die Kappen rundherum erwärmen und sie lassen sich leicht lösen.

Beim Aufschneiden der VersaPak™-Akkus sollte man in jedem Fall Handschuhe und einen guten Mundschutz tragen. Es ist nämlich fast unvermeidlich, dass man die Ni-Cd-Akkus im Innern ansägt. Und Cadmium ist ein Umweltgift. Also die Sägespäne und Akkus nachher in einem Plastiksäcklein luftdicht verschlossen im Batteriemüll entsorgen. Tipp: Damit die Trennscheibe Halt auf dem Blech hat, vorher ein Klebeband über die zu flexende Linie kleben.

Die drei alten Zellen rauszukriegen geht am besten, wenn man mit einem Messer die Verbindung zwischen ihnen kappt. Anders als im Video habe ich auf die Halterung für die neuen Akkus verzichtet. Man kann die Akkus auch einfach reinlöten. Dabei sollte man aufpassen, dass man die Akkus nur möglichst kurz erhitzt und gleich wieder abkühlt. Damit das Lötzinn schnell greifen kann, sollte man die beiden Enden zuerst mit feinem Schmirgelpapier etwas schmirgeln. Dann am Pluspol das runde Käppchen anlöten. Hinten einen möglichst dicken Draht anlöten, durch das Loch stecken umbiegen, festlöten. Kappe drauf. Fertig.

Nun noch zum Ladegerät: Die Ladestation aufschrauben. Dann das bisherige Ladegerät abtrennen, die Hälfte des Kabels abschneiden und parallel zum vorhandenen ebenfalls in die Ladestation reinführen. Anlöten, sodass jeder VersaPak™-Sockel einzeln rausgeführt wird.

Nun das neue Ladegerät aufschrauben und die Kabel an der netterweise bereits vorhandenen Aussparung reinziehen. Bei den grossen Lötpunkten (Federenden) anlöten.

Details zur Umrüstung der Ladestation sind hier detaillierter aufgeführt.

Und schon sind wir fertig. Nur noch die Akkus in die VersaPak™-Station stecken, wodurch das Laden automatisch beginnt. Die LEDs zeigen das mit rot an und springen auf grün wenn fertig.

Also was haben wir jetzt eigentlich erreicht?

  1. Wir hatten Spass beim Basteln (;-)


  2. Da die Selbstentladung von Li-Ionen-Akkus viel kleiner ist als bei Ni-Cd ist unser Akkuschrauber fast immer ohne Aufzuladen einsatzbereit. Das war stets ein Ärgernis.


  3. Wir haben nun ca. 2200 mAh Energie anstatt nur 2100.


  4. Wir haben ein intelligentes Ladegerät mit Ladeendeanzeige dazugewonnen und verlängern dadurch die Lebensdauer der Akkus.


  5. Wir können die Akkus einfach wieder ersetzen, sollten sie wieder schlapp machen. Und das zu einem sensationell günstigen Preis.


  6. Wir haben ein zusätzliches Ladegerät für Li-Ionen-Akkus zuhause. Diese sind häufig in Taschenlampen anzutreffen.


  7. Wir haben nur 30 CHF ausgegeben.


  8. Wir müssen kein voll funktionsfähiges Gerät in die Entsorgung bringen und schonen damit die Umwelt.


Update Dezember 2021

Ich konnte das Gerät nun 8 Jahre lang ohne Probleme nutzen und es funktioniert immer noch tadellos. Aber jetzt wurden die FandyFire 2400 mAh Akkus schwach und mussten ersetzt werden. Ich kaufte zwei neue Sony VTC6A für etwa 5€/CHF pro Stück. Ich habe mich für diese entschieden, weil sie einen Test gewonnen haben, bei dem sie den grössten Strom lieferten. Das Ersetzen ging kinderleicht. Es hat sogar den Vorteil, dass die Leistung auf 3000 mAh ansteigt. Leider hat es auch einen Nachteil: Die Ladeendeanzeige funktioniert bei diesen Akkus nicht mehr. Man muss sie nach ein paar Stunden manuell vom Strom trennen. Wenn Sie Ihre neuen Akkus bestellen, denken Sie daran sicherzustellen, dass "unprotected" (keine Überstromsicherung) in der Produktbeschreibung steht. Wenn jemand einen Akku findet, bei dem die Ladeanzeige noch geht, bitte ich um eine kurze Meldung auf "mail [ät] atlas-informatik [punkt] ch". Ich kann das dann hier reinschreiben.

Mein Tipp: Als generelle Regel habe ich inzwischen herausgefunden, dass die besten und zuverlässigsten Akkus aus diesen Ländern kommen: Japan, Südkorea, USA. Bei den anderen Ländern bin ich allzuoft mit mieser Qualität abgespiesen worden. Speziell bei chinesischen Produkten war der Akku des öfteren schon nach kurzer Zeit total unbrauchbar. Bei Handy-Akkus war es sogar noch schlimmer: Sie begannen sich aufzublähen. Ein grosses Sicherheitsrisiko und Ärgernis, und auch unklug für eine gute Zukunft der Erde.

 

 

 


 

 



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